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      Bobath-und-Vojta

      Bobath oder Vojta: Welche Therapieform ist gut für mein Baby?

      Bewegung beugt nicht nur Krankheiten vor, sondern hilft auch bei gesundheitlichen Problemen. Nicht zuletzt deshalb ist die Bewegungstherapie auch Hauptbestandteil der Physiotherapie. Schon Säuglinge können von dieser Form der Krankengymnastik profitieren, etwa bei neurologischen Auffälligkeiten oder wenn die motorische Entwicklung gestört ist. In diesen Fällen wird zwischen zwei Therapieformen unterschieden: Bobath und Vojta. Der Kinderarzt weiß nach eingehender Diagnose, welche Methode ratsam ist. Manchmal werden auch beide kombiniert.

      Der Deutsche Verband für Physiotherapie weist ausdrücklich darauf hin, dass für beide Therapieformen zertifizierte Therapeuten zurate gezogen werden sollten – nach eingehender Diagnose durch einen Arzt.

      Bobath, Vojta – wo liegt der Unterschied?

      Der entscheidende Unterschied zwischen den Therapieformen Vojta und Bobath ist, dass bei der Vojta-Therapie keine Bewegungsfunktionen aktiv geübt werden. Vielmehr soll durch eine wiederholte therapeutische Aktivierung von Reflexen das Gehirn dazu gebracht werden, bestimmte, daraufhin folgende automatische Bewegungen des Körpers als Normalbewegung zu speichern. Beim Konzept nach Bobath hingegen ist die aktive Mitarbeit des Patienten vonnöten. Hier werden bestimmte Bewegungsabläufe gezielt trainiert.

      Nach dem Bobath-Konzept, benannt nach dem Ehepaar Berta (Krankengymnastin) und Karel Bobath (Neurologe), die die Methode in den 1940er Jahren entwickelt haben, ist jeder Mensch, der eine Schädigung des Nervensystems beziehungsweise eine Hirnschädigung hat, individuell und ganzheitlich zu betrachten. Es gibt also keine standardisierten Übungen bei dieser Therapie, die sich auf alltägliche Bewegungsmuster und Bewegungsabläufe im Alltag konzentriert.

      Die Vojta-Therapie ist von dem Kinderneurologen Vaclav Vojta zu Beginn der 1950er Jahre entwickelt worden. Dabei werden alltägliche Bewegungsabläufe wie Greifen, Aufrichten und Laufen nicht primär gelernt und trainiert, vielmehr wird das Gehirn angeregt, von Geburt an vorhandene Bewegungsmuster zu aktivieren.

      Bobath beim Baby – das wird behandelt:

      Bei der Methode Bobath werden mit dem Trainieren von Bewegungsabläufen auch schon Säuglinge und Kinder behandelt, bei denen folgende Entwicklungsstörungen, falsche Bewegungsmuster oder Fehlbildungen ärztlich diagnostiziert wurden:

      • Asymmetrien (Schiefhaltungen)
      • Entwicklungsverzögerungen
      • Wahrnehmungsstörungen
      • Überstreckungen
      • erhöhte oder zu schlaffe Muskelspannungen (Muskeltonusstörungen)
      • neurologische Auffälligkeiten (Spastiken und leichte Lähmungen)

      Bobath fürs Baby: wie wird behandelt?

      Das Bobath-Konzept beruht auf der Erkenntnis, dass das Nervensystem imstande ist, ein Leben lang zu lernen. Dank dieser sogenannten Plastizität des Gehirns können auch bei einer Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems neue Hirnkapazitäten aktiviert werden. Je jünger der Patient ist, umso effektiver ist Experten zufolge auch die Therapie, die das Nervensystem beeinflusst. Denn gerade im Kindesalter ist das Gehirn besonders aufnahmefähig. Schon bei Säuglingen ist Bobath anwendbar.

      Bei der Behandlung orientieren sich die Physiotherapeuten an den Fähigkeiten und Beeinträchtigungen ihres kleinen Patienten und erstellen (falls notwendig auch in Absprache mit Ergotherapeuten und Logopäden) ein individuell zugeschnittenes Übungsprogramm mit physiotherapeutischen Maßnahmen, die spielerisch umgesetzt werden können, um Freude an der Bewegung zu wecken. Die Eltern sind aufgefordert, die damit verbundenen Aktivitäten in den Alltag einzubauen. Sie fungieren quasi als Co-Physiotherapeuten. So werden Mutter und Vater beispielsweise angeleitet, ihr Kind so hochzuheben, zu tragen oder auch zu wickeln und zu füttern, dass sie dessen Haltung und Bewegung optimal unterstützen. Bei der Therapie nach Bobath stehen individuell abgestimmte und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten im Vordergrund, die in den Tagesablauf des Patienten integriert werden. Erreicht werden soll schließlich größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag.

      Vojta beim Baby – das wird behandelt:

      Vojta wird bei einem Baby oder auch bei älteren Kindern und Erwachsenen, die einen Schlaganfall erlitten haben, in folgenden Fällen angewandt:

      • bei Haltungs-und Bewegungsstörungen
      • bei Fehlentwicklungen der Hüfte oder des Fußes
      • Wenn Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule vorliegen. Das ist etwa bei Skoliose der Fall, wenn die Wirbelsäule seitlich verbogen ist und zu einem Rundrücken führt. Babys haben allerdings noch keine Skoliose. Die Verkrümmung entwickelt sich bei Kindern meist erst in der Wachstumsphase zwischen neun und zwölf Jahren.
      • Bei Muskelerkrankungen. Ein Zeichen für eine Muskelerkrankung kann zum Beispiel das Hängen der Augenlider sein. 

      Ziel der Therapie ist die Korrektur von Fehlhaltungen und -stellungen beziehungsweise die Verbesserung von Wahrnehmung und Muskelspannung sowie die Vermeidung motorischer Auffälligkeiten durch sogenannte Ersatzmuster bei den Bewegungen.

      Vojta fürs Baby: Wie wird behandelt?

      Bei der Vojta-Therapie befindet sich der Patient in Bauch-, Rücken- oder Seitlage, während der Therapeut einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen ausübt. Die daraus resultierenden Reize führen beim Patienten automatisch, also ohne bewusstes Zutun, zu zwei Bewegungskomplexen: dem Reflexkriechen in Bauchlage und dem Reflexumdrehen aus Rücken- und Seitenlage. Bei dieser sogenannten Reflexlokomotion kommt es zu einer Aktivierung der gesamten Skelettmuskulatur und zu einer Ansprache unterschiedlicher Schaltungsebenen des zentralen Nervensystems. Durch wiederholtes Auslösen dieser Reflexe soll es schließlich zum „Freischalten“ blockierter nervlicher Netzwerke zwischen Gehirn und Rückenmark kommen.

      Vojta, Bobath – es geht auch beides 

      Bobath wird auch in Kombination mit anderen Therapien angewendet. So auch mit Vojta, wenn beispielsweise eine Störung der motorischen Entwicklung in Form von Koordinationsstörungen vorliegt. Ausgangspunkt bei der Vojta-Therapie ist die sogenannte Reflexlokomotion. Dabei wird das Kind in verschiedenen Stellungen (etwa Rücken-, Seit- oder Bauchlage) behandelt, indem an bestimmten Punkten gezielte Reize gesetzt werden. Das führt dazu, dass das Baby sich reflexhaft bewegt oder dreht, ohne dass die Bewegungen ausdrücklich geübt werden. Auf diese Weise können Koordinationsstörungen eingegrenzt oder behoben werden. Koordinationsstörungen äußern sich etwa dahingehend, dass das Baby weder Hände noch Füße oder Gegenstände in den Mund nimmt.

      Auch die Muskulatur des gesamten Körpers wird aktiviert. Die regelmäßige Wiederholung soll schließlich als Bewegungsmuster im Gehirn gespeichert werden.

      Auch die Vojta-Therapie sollte möglichst schon im ersten Lebensjahr erfolgen, weil laut Therapeuten dann noch eine erhöhte Formbarkeit des zentralen Nervensystems besteht.

      Allerdings gibt es auch vor allem seitens Eltern Kritik an dieser Methode, denn Vojta ist zwar nicht schmerzhaft, kann aber sehr anstrengend für das Kind sein, weil es dabei an seine Leistungsgrenze kommt. Daher schreien gerade Babys viel bei dieser Therapie.

      Wann welche Therapieform sinnvoll ist, wissen Arzt und Physiotherapeut am besten.

      Wie erkenne ich, ob mein Baby eine Entwicklungsstörung hat? 

      Wie äußern sich Entwicklungsstörungen beim Baby? Zum Beispiel, wenn es das Händchen immer gefaustet hat, den Kopf schief hält, wenn es mit sechs Monaten noch nicht gezielt greift oder wenn es mit einem Jahr noch nicht krabbelt.

      Um mögliche Verzögerungen und Schwächen bei der Entwicklung von Babys festzustellen, gibt es die U-Untersuchungen beim Kinderarzt. Sie dienen auch der Vorbeugung von Haltungs- und Bewegungsproblemen. Schon im frühen Stadium lassen sich dabei beispielsweise Fehlstellungen der Hüfte oder des Fußes feststellen. Je frühzeitiger eine körperliche Beeinträchtigung erkannt wird, desto größer ist die Chance, sie zu mindern oder gar zu beheben.

      Eltern sollten beim Vergleich Ihres Sprösslings mit Gleichaltrigen immer im Hinterkopf haben, dass jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat. Es krabbeln und laufen nicht alle Babys im selben Lebensmonat zeitgleich. Haben Sie jedoch über eine längere Zeit hinweg den Eindruck, dass Ihr Kind in Sachen Motorik Auffälligkeiten zeigt, sollten Sie den Kinderarzt zurate ziehen.

      Von Hirnschäden sind insbesondere Frühchen betroffen. Da ihre Lunge noch nicht vollständig entwickelt ist, können Frühgeborene oft nicht richtig atmen. Das kann dazu führen, dass das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Medizinischen Studien zufolge kann ein einfacher Hirn-Scan zeigen, ob das Gehirn eines Frühgeborenen geschädigt ist, und er liefert auch Hinweise darauf, ob das Kind eine geistige Beeinträchtigung oder eine Bewegungsstörung entwickeln könnte.

      Bobath und Vojta – Kraft aus der Stärke der Bewegung

      Hat ein Baby Probleme mit der Motorik oder der Wahrnehmung, gibt es also möglicherweise eine Entwicklungsstörung, stehen die Chancen gut, damit zu leben oder sie sogar zu beheben. Voraussetzung ist, dass sie frühzeitig durch den Kinderarzt oder einen Neurologen erkannt wird und dass die Verordnung einer entsprechenden Behandlung erfolgt. In jedem Fall sollten Eltern die U-Untersuchungen zur Vorsorge für ihr Kind wahrnehmen. Denn dabei überprüft der Kinderarzt auch den Entwicklungsstand des Babys. Mögliche körperliche Einschränkungen oder neurologische Auffälligkeiten können so frühzeitig und damit umso effektiver behandelt werden. Beispielsweise mit Bewegungstherapien nach der Bobath- oder Vojta-Methode.

      Ob und welche der beiden Therapien infrage kommen, entscheidet der Arzt nach entsprechender Diagnose. Behandlungskonzepte nach Bobath oder Vojta sollten nur von zertifizierten Therapeuten erstellt werden.

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