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      Coming Out – vom Mut, zur eigenen Identität zu stehen 

      Lesbisch, schwul, bisexuell, intersexuell, asexuell, pansexuell, transsexuell – das sind Begriffe, an denen sich heute kaum mehr jemand stört. Die Vielfalt sexueller Orientierung ist so breit und so unterschiedlich wie die Menschen selbst – mehr Informationen dazu findest du hier: Sexuelle Orientierungen.

      Die dazugehörige Toleranz im Umgang miteinander scheint heute selbstverständlich zu sein. Das gilt zumindest für Deutschland. Weltweit betrachtet gibt es noch immer zahlreiche Länder, in denen schwule, lesbische und bisexuell oder die vielfach anderweitig orientierten Menschen viel Mut für ihr Coming Out brauchen, da sie damit rechnen müssen, auf erheblichen Widerstand und Ächtung zu stoßen. Aber auch hierzulande berichten Nicht-Heterosexuelle noch immer, dass mit dem Coming Out häufig ein schwieriger, oft sogar steiniger und holpriger Weg verbunden ist. Vorurteile, Diskriminierung, Ausgrenzung, fehlende Akzeptanz – mit diesen Problemen sind Menschen, die nicht klassisch heterosexuell orientiert sind, im Privaten wie am Arbeitsplatz auch in Deutschland noch allzu oft konfrontiert. Schön für mich erklärt: Was ist eigentlich genau ein Coming Out? Wie offen und tolerant geht die Gesellschaft mit Sexualität um? Und was sind die Probleme, die Menschen, die von sexuellen Normvorstellungen und Stereotypen abweichen, nach ihrem Outing häufig haben?

      Outing: Was ist das eigentlich?

      Coming Out oder Outing: Diese beiden englischen Begriffe, die übersetzt „herauskommen“ bedeuten, meinen das Bekenntnis, öffentlich zu seiner eigenen, von der Norm abweichenden sexuellen Orientierung zu stehen. Das heißt, er oder sie leben ihre Sexualität nicht versteckt, weil sie befürchten, von der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft verachtet zu werden, sondern stehen offen zu ihrer sexuellen Orientierung.

      Wie bei vielen menschlichen und seelischen Reifeprozessen unterscheidet man auch beim Coming Out verschiedene Phasen:

      • Prä-Coming-Out-Phase: Am Anfang des Coming Outs steht die sogenannte Prä-Coming-Out-Phase. Gemeint ist meist die Kindheit, in der Betroffene bereits spüren – ohne das näher benennen zu können – dass sie anders empfinden und dass die mehrheitlich heterosexuell ausgerichtete Gesellschaft nicht so fühlt wie sie selber. Es besteht in dieser Phase die Gefahr, dass sich Kinder unwohl, unverstanden, überfordert oder sogar schuldig fühlen, weil sie nicht so empfinden wie ihr Umfeld.
      • Das innere Coming Out. Die Identitätssuche wird nun konkreter. Das innere Coming Out ist davon gekennzeichnet, dass ein junger Mensch, häufig in der Pubertät, erst einmal zaghaft, dann immer deutlicher feststellt, dass seine eigenen sexuellen Gefühle nicht, wie von der Mehrheitsgesellschaft vorgelebt, heterosexuell sind. Viele betroffene junge Menschen erleben diese Zeit als beängstigend, weil sie wissen, dass sie sich außerhalb der Mehrheitsgesellschaft befinden und sie in der Regel im Alltag auch schon erlebt haben, dass anderweitig sexuell orientierte Menschen auf Ablehnung stoßen können. Die Betroffenen haben deshalb Angst, sich zu ihren Gefühlen zu bekennen. Sie fürchten Vorurteile, Diskriminierung, mangelnde Akzeptanz und soziale Anerkennung und sind nicht selten auch deshalb verunsichert, weil ihnen Vorbilder fehlen.
      • Vermeidung eines Stigmas: Diese Verunsicherung ist es, die im weiteren Verlauf zu einer Phase der Stigmavermeidung führen kann. Die Sorge, von der Gesellschaft abgelehnt zu werden, kann dann dazu führen, sich erst einmal anzupassen und die eigenen sexuellen Neigungen zu unterdrücken. Folgen dieser Verdrängungsbemühungen sind nicht selten Depressionen und psychische Probleme. 
      • Die Selbstannahme: Den Phasen der inneren Zerrissenheit folgt bei vielen Menschen die Reifung der eigenen Sexualität und die Erkenntnis, dass es völlig in Ordnung ist, andere sexuelle Gefühle zu haben, von der in der Gesellschaft vorherrschenden Heteronormativität abzuweichen und auch so zu leben. Der Prozess der positiven Selbstannahme beginnt, und mit dem Kennenlernen anderer Menschen, die vielfach sexuell orientiert sind, beginnt dann meist auch der Wunsch, sich zu outen und die eigene sexuelle Orientierung offen zu leben.
      • Das äußere Coming Out: Damit ist gemeint, dass die Betroffenen ihre sexuelle Orientierung nicht länger verstecken, sondern offen leben und sich ihren Freunden, der Familie, den Kollegen anvertrauen.

      Outing: Wie verläuft es positiv?

      Ein Coming Out ist im Grunde nie ganz abgeschlossen, sondern ein lebenslanger Prozess, eine Entwicklung, die in der Regel immer dann positiv abläuft, wenn die Reaktionen der Umwelt freundlich, tolerant und verständnisvoll sind. Gerade jüngere Menschen sind vielfältigen geschlechtlichen Orientierungen gegenüber heute aufgeschlossener, als das noch vor 20 oder gar 50 Jahren der Fall war. Das Thema Coming Out ist ihnen vertraut. Fast jede:r Jugendliche kennt jemanden, anderweitig sexuell orientiert ist. In der Schule wird das Thema sexuelle Orientierung und Coming Out offen thematisiert und im Unterricht behandelt. Es gibt zahlreiche Anlauf- und Beratungsstellen, die sich um Schwule, Lesben und Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen kümmern, Hilfestellungen, Gesprächskreise, Unterstützung und Informationsmaterial bieten – so zum Beispiel die Anlaufstelle DBNA (Du bist nicht allein) in München.

      Lesbisch, schwul, bisexuell oder anderweitig sexuell orientiert: einfach ist das Coming Out nicht

      Und auch wer schon etwas älter ist und im Beruf steht und sein Coming Out hat, darf wohl heute auch zuversichtlich sein, auf Verständnis und Toleranz zu treffen. Eine Selbstverständlichkeit ist dies indes leider noch immer nicht. Schwule, Lesben und alle anderen sexuell Orientierten müssen noch immer damit rechnen, dass auf ihre Kosten Witze gerissen werden oder sie sogar offen für ihre sexuelle Orientierung angefeindet werden. Es versteht sich von selbst, dass die Unterstützung und das klare Bekenntnis von Freunden, Familienmitgliedern und Arbeitskollegen am meisten hilft. Das ist aber besonders bei nahestehenden Personen, wie Eltern, nicht immer gegeben. Nicht selten reagieren Mütter und Väter überfordert und ablehnend auf das Coming Out ihrer Kinder. Sie sehen die Zukunftspläne für ihre Kinder, wie Familiengründung und Enkelkinder, in Gefahr. Oder haben einfach auch Sorge, dass ihre Kinder aufgrund von Diskriminierung, Vorurteilen, fehlender Akzeptanz und fest gefügten Geschlechterrollen Probleme im Leben haben könnten. Eltern, die ihre Kinder beim Coming Out unterstützen möchten und vielleicht auch selber Vorurteile abbauen möchten, können sich ebenfalls an entsprechende Beratungsstellen wenden, die es von verschiedenen Trägern in allen Städten gibt.

      Outing – ein wichtiger, aber schwieriger Befreiungsschlag  

      Auch wenn es heute für Schwule, Lesben, Bisexuelle sowie alle anderen nicht klassisch heterosexuell orientierten Menschen in Deutschland so viel einfacher ist als früher, sich zu outen und ihre Sexualität offen zu leben, so müssen sie noch immer auch mit Diskriminierung, Vorurteilen und fehlender Akzeptanz rechnen. Ihr Coming Out erleben die Betroffenen aber vielfach trotzdem als Befreiungsschlag. Wichtig ist, dass die Umwelt, also Freunde, Familie und Kollegen, verständnisvoll und tolerant reagiert.

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