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      Geburtstrauma

      Geburtstrauma beim Baby: Wenn der Start ins Leben holprig ist


      Neun Monate Warten haben endlich ein Ende, doch die Geburt verlief ganz anders als erhofft: Eine schwierige Geburt kann ein sogenanntes Geburtstrauma beim Baby auslösen. Wie äußern sich Geburtstraumata, was verstehen Experten darunter und wie kann man die Folgen beim Baby behandeln? Die gute Nachricht: Nicht jede schwierige Geburt verursacht gesundheitliche Schäden. Und wenn eine Traumatisierung vorliegt, gibt es Mittel und Wege, sie zu heilen.

      In unserem Ratgeber finden Sie folgende Themen:

      Was ist ein Geburtstrauma beim Baby? 

      Der Begriff Trauma kommt aus der Medizin und bezeichnet üblicherweise durch äußere Gewalteinwirkung hervorgerufene Verletzungen. Ein Geburtstrauma kann sowohl bei der Mutter als auch beim Baby auftreten. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über ein Geburtstrauma des Babys.

      Bevor Sie sich große Sorgen machen: Sprechen Sie als Erstes mit Ihrer Hebamme oder dem Kinderarzt. Nicht jede schwierige Geburt hat automatisch dramatische Folgen. Manche Verhaltensauffälligkeiten können auch körperliche Ursachen haben, die Ihr Kinderarzt einfach und schnell behandeln kann.

      Besonderheiten bei der Geburt: Traumatisierung durch Komplikationen

      Grundsätzlich betonen Experten, dass es nicht das Geburtstrauma per se gibt. Es gibt viele Ursachen, wie es während der Geburt zu einem Trauma kommen kann. Einige Faktoren sind zum Beispiel:

      • Medikamente
      • medizinische Eingriffe nach einem Geburtsstillstand
      • Geburtseinleitungen 
      • zunehmende Technisierung von Geburten
      • Entbindung durch Kaiserschnitt
      • Wehenschwäche und dadurch verlängerter Geburtsverlauf
      • Einstellungs-, Haltungs- oder Lageanomalien des Kindes
      • Frühgeburt und/oder frühe Trennung von der Mutter

      Das Baby teilt sein Geburtstrauma durch übermäßiges Schreien oder große Ängste mit

      Wie äußert sich ein Trauma beim Baby? Ihr Neugeborenes kann sich noch nicht über Sprache mitteilen. Wenn Ihr Baby übermäßig viel schreit oder deutliche Ängste zeigt, sollten Sie der Sache auf den Grund gehen.
      Folgende Verhaltensauffälligkeiten können auf eine Traumatisierung hindeuten:

      • dauerhaftes Schreien
      • Angst
      • Panik
      • Wut
      • Ohnmacht
      • Furcht vor Dunkelheit
      • Schreckhaftigkeit
      • Trennungsangst
      • Berührungsempfindlichkeiten
      • Störungen der Mutter-Kind-Bindung
      Geburtstrauma beim Baby
      Sollte Ihr Baby über drei Wochen lang an mindestens drei Tagen in der Woche mehr als drei Stunden schreien und können Sie dieses Schreien nicht durch Nahrung oder körperliche Zuwendung lindern, dann könnte ein Geburtstrauma die Ursache sein. Dann drückt ihr Baby durch das Schreien nicht etwa Hunger oder den Wunsch nach Zuwendung aus, sondern nutzt das Schreien als Ventil, um Stress und Spannungen abzubauen.

      Anzeichen für ein Geburtstrauma können sein, dass das Schreien in Situationen auftritt, die der Geburt ähnlich sind – etwa wenn Enge, Druck oder das Gefühl einer Quetschung erfahren werden. Experten gehen davon aus, dass die Geburtserinnerung hierdurch wieder abgerufen wird. Auch Ereignisse, bei denen ähnlicher Stress oder Schmerzen wie bei der Geburt auftreten, können solche Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle hervorrufen.

      Oft verschwiegen: das Tabu-Thema traumatische Geburt

      Leider wird eine Traumatisierung unter der Geburt häufig verschwiegen, überspielt oder verdrängt. Das muss aber nicht sein, denn es gibt Hilfe nach einer traumatischen Geburt. Sie dürfen sich helfen lassen, Gleiches gilt für Ihr Baby. Sprechen Sie Ihre Hebamme und eventuell andere Geburtshelfer darauf an, was Sie bei Ihrem Kind beobachten und dass Sie ein Geburtstrauma vermuten. Keine falsche Scham: Sollte Sie etwas beunruhigen, fordern Sie den Geburtsbericht der Entbindungsklinik an. Falls noch nicht geschehen, verlangen Sie eine Nachbesprechung der Geburt mit Ihrem Geburtshelfer. Diese Einblicke können Ihnen sowie den Fachleuten an Ihrer Seite wichtige Hinweise darauf geben, was Ihr Baby traumatisiert hat und wie Sie dieses Trauma lindern und bestenfalls auch lösen können.

      Das Geburtstrauma beim Baby und wie es sich überwinden lässt

      Fachleute unterscheiden das psychische Geburtstrauma und das physische Geburtstrauma. Von einem psychischen Geburtstrauma sprechen Experten dann, wenn die Mutter oder das Kind seelische Verletzungen von der Geburt davongetragen haben. Während die Mutter über ihre Geburtserfahrung und damit einhergehende Probleme sprechen kann, fällt die Diagnose beim Baby jedoch um einiges schwerer. Der Begriff des psychischen Geburtstraumas beim Kind ist daher auch in Fachkreisen umstritten.

      Traumatische Geburt durch plötzlich Entbindung durch Kaiserschnitt

      Ein psychisches Trauma kann durch die plötzliche Entbindung beim Kaiserschnitt ausgelöst werden. Die sekundenschnelle Befreiung aus der Begrenzung im engen Mutterleib bedeutet für manche Kinder einen regelrechten Schock. Besonders groß ist dieser, wenn der Kaiserschnitt ohne vorangegangene Wehentätigkeit vorgenommen wurde, da in diesem Fall wichtige Hormone zur Stressverarbeitung im kindlichen Organismus fehlen. Wird dieser Schock nicht verarbeitet, meinen Experten, psychische Folgen beim Kind feststellen zu können - etwa ein anderes Raumgefühl und Schwierigkeiten, Grenzen zu erkennen, auch die eigenen (mehr dazu: Handbuch der pädiatrischen Osteopathie, Urban & Fischer 2009). Ein Hinweis auf den psychischen Schock ist demnach, dass sich das Kind schnell erschrickt, wenn es plötzlich bewegt wird oder sich steif macht, wenn es berührt wird. Das plötzliche Eindringen in den Uterus kann beim Kind auch einen Invasions- oder Kontrollkomplex auslösen.

      Geburtstrauma beim Baby durch Medikamente

      Normalerweise geht die hormonelle Einleitung der Geburt vom Kind aus. Muss die Geburt mit Medikamenten eingeleitet werden, kann dies einen psychischen Schock des Babys zur Folge haben. Denn eine Geburtseinleitung oder auch eine Beschleunigung, zum Beispiel durch den Wehentropf, unterbricht den natürlichen Rhythmus des Geburtsprozesses. Bei einem sogenannten Einleitungsschock ist das Baby Gefühlen von Verwirrung, Angst, Unterbrechung oder Vereinnahmung ausgesetzt.

      Bekommt die Mutter während der Geburt Medikamente, kann dies unterschiedlich starke Auswirkungen auf das Baby haben. Während zum Beispiel eine erschwerte Atmung unter dem Einfluss von Opiaten gemessen werden kann, gibt es andere Einflüsse, die weniger klar erkennbar sind. Nach der Geburt „entfaltet“ sich der Körper des Babys auf eine einzigartige Weise und die Lungenatmung wird in Gang gesetzt. Dieser Prozess ist sehr wichtig und kann durch Anästhetika oder Opiate behindert werden.

      Manche Babys erleiden durch die plötzliche Zufuhr von Anästhetika im Geburtsprozess auch einen psychischen Schock und zeigen entsprechende Schockreaktionen. Psychotherapeuten haben in Untersuchungen herausgefunden, dass Kinder, die ohne Einfluss von Betäubungsmitteln geboren wurden, ein stärkeres Bindungsverhalten zu ihrer Mutter aufgebaut haben als Babys, deren Mütter eine Narkose bekommen hatten. Es kann allerdings auch sein, dass der Geburtsprozess so schwierig verläuft, dass das Baby eine Zufuhr von Medikamenten oder einen anderen Eingriff nicht als Trauma, sondern als Rettung empfindet. Wenn das Leben des Kindes ernsthaft in Gefahr ist, spürt es demnach, dass die an sich traumatisierende Erfahrung eine Hilfe ist. Dann überwiegt ein Gefühl des Schutzes.

      Geburtsverarbeitung: eine traumatische Geburt lässt sich kompensieren

      Ein psychisches Geburtstrauma wird von Babys unterschiedlich gut kompensiert. Es gibt Kinder, die ein wirklich schwieriges Geburtserlebnis hinter sich haben, aber keine Folgeschäden zeigen. In anderen Fällen war das Geburtserlebnis nicht besonders dramatisch, aber die Kinder zeigen große Auffälligkeiten. Fachleute betonen, dass die Zeit vor und nach der Geburt entscheidend dazu beiträgt, wie das Geburtserlebnis verarbeitet wird: Hat das Baby die Zeit der Schwangerschaft positiv erlebt und wird es nach der Geburt von einer liebenden Familie willkommen geheißen, kann es auch dramatische Erlebnisse gut verarbeiten. Je entspannter die familiären Umstände sind, desto besser gelingt diese Kompensation meistens: Ein Gefühl von tiefer Sicherheit und eine Familie, in der das Kind ruhen kann, tragen maßgeblich zur Heilung bei.

      Haben Sie das Gefühl, Ihr Baby erholt sich trotz intensiver Zuwendung und Liebe nicht von einer Traumatisierung? Fragen Sie Ihre Hebamme oder Ihre Kinderärztin um Rat. Auch eine gute Osteopathin wird Ihnen weiterhelfen können.

      Es gibt ganz unterschiedliche Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten, mit denen Sie Ihr Kind unterstützen können, zum Beispiel:

      • Babymassage
      • Babyheilbad und Heilgespräch
      • craniosacrale Osteopathie
      • Schreibaby-Ambulanz
      • Emotionelle Erste Hilfe 
      • Babytherapie
      • Familientherapie

      Komplikationen bei der Geburt durch Krafteinwirkung 

      Ein physisches Geburtstrauma bezeichnet körperliche Verletzungen, die durch mechanische Krafteinwirkung bei der Geburt geschehen sind, zum Beispiel durch den Einsatz von Zange oder Saugglocke.

      Das können sein:

      Nicht dazu zählen Schädigungen durch Sauerstoffmangel oder Durchblutungsstörungen während der Geburt. Wenn das Kind in einer ungewöhnlichen Haltung zur Welt kommt, kann sich sein Köpfchen unter Umständen nicht richtig an den Geburtskanal anpassen. Dann beobachten Mediziner Asymmetrien im Kopfbereich oder auch Verschiebungen des Flüssigkeitsfeldes im Körper. Auch bei ansonsten komplikationslosen Kaiserschnitt-Geburten kann es zu Stauchungen oder Symmetriestörungen des Nackens kommen, und zwar wenn das Kind schnell und mit sehr festem Griff, weil es glitschig ist, aus dem Uterus herausgezogen wurde.

      Bei jeder Geburt, egal ob kurz oder lang, muss das Baby seinen Weg nach draußen, „ins Unbekannte“ finden, um zu überleben. Hat es den Geburtsprozess endlich geschafft, muss es immer noch einen Temperatursturz von rund 15 Grad bewältigen, das grelle Licht des Kreißsaals, laute Geräusche oder Stimmen sowie das technische Agieren der Geburtshelfer ertragen. Alle diese Eindrücke können das Nervensystem des Babys extrem belasten und ebenfalls einen Schock auslösen. Erfahrene Geburtshelfer achten deshalb darauf, diesen Übergang für das Baby so friedlich und sanft wie möglich zu gestalten. Ein sofortiger Haut-zu-Haut-Kontakt ist dabei sehr wichtig für Mutter und Kind und kann viel Stress abbauen.

      Hilfe bekommen: Trauma überwinden

      Ruhe, Entspannung und Geborgenheit sind wichtige Bedingungen für die Geburtsverarbeitung. Sollten Sie Verhaltensauffälligkeiten, Ängste oder andere Anzeichen eines Geburtstraumas bei Ihrem Baby wahrnehmen – zögern Sie nicht, sich Rat zu holen. Erste Ansprechpartnerin ist in der Regel immer Ihre Hebamme. Sie kann die Situation Ihres Kindes individuell einschätzen und Sie bei Bedarf an Fachärzte vermitteln. Vielleicht machen Sie sich aber auch unbegründet Sorgen und Ihr Baby braucht einfach nur genug Ruhe und Ihre Liebe, um die Geburt verarbeiten und wirklich in der Welt ankommen zu können. Sollte es dabei Hilfe brauchen, gibt es viele Wege, um ein Geburtstrauma zu überwinden.

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