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      Kita Start

      In die Kita, fertig, los: Tipps von der Suche bis zur Eingewöhnung

      Das eigene Kind in die Fremdbetreuung geben – für viele Eltern ist das nicht nur ein emotionaler Schritt. Auch organisatorisch gilt es im Vorfeld einiges zu klären. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, die euch Eltern rund um den Start in Kita, Hort oder Tagespflege beschäftigen.

      Ab welchem Alter ist der Kita-Start überhaupt möglich?

      Schon mit wenigen Lebensmonaten, nach dem 1. Geburtstag oder doch erst, wenn das Kind bereits sprechen kann? – Der „perfekte“ Zeitpunkt für den Kita-Start ist von vielen Faktoren abhängig. Der wichtigste: Er muss zu euch, zu eurem Leben und natürlich zu eurem Kind passen.

      Ist der Betreuungsdruck sehr hoch – etwa, weil ihr zurück in den Job müsst oder wollt bzw. auf ein Einkommen (oberhalb des Elterngeld-Bezugs) angewiesen seid –, ist ein Start vor dem ersten Geburtstag für euch vielleicht der einzig denkbare Weg. Habt ihr die Chance, länger daheim zu bleiben oder könnt ihr womöglich auf die Unterstützung von Familie, Freunden oder Nachbarn setzen, fühlt ihr euch als Familie vielleicht mit einem späteren Kita-Start wohler. Neben den individuellen Herausforderungen solltet ihr aber natürlich auch die Entwicklung eures Kindes im Auge behalten. Ist euer Kind schon so weit oder signalisiert es euch, dass es auf eure Nähe noch nicht verzichten kann? Seid ihr euch unsicher, geht bei der nächsten U-Untersuchung doch einmal in den Dialog mit eurem Kinderarzt oder sprecht mit (befreundeten) Erziehern. Vielleicht haben sie noch einen hilfreichen, entlastenden oder klugen Gedanken, der euch die Entscheidung erleichtert.

      Zuletzt solltet ihr bedenken, dass die meisten Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen ein Mindestalter haben, ab dem sie Kinder überhaupt erst aufnehmen. In vielen Bundesländern liegt dieses bei rund einem Jahr. Gerade in Großstädten findet ihr aber in der Regel auch private Einrichtungen, die noch deutlich jüngere Kinder aufnehmen.

      Kita, Hort, Tagesmutter und Co. – Wo liegen eigentlich die Unterschiede?

      Auch wenn sie die bekannteste ist: In Deutschland gibt es neben der Kindertagesstätte („Kita“) noch andere Formen der Fremdbetreuung für Kleinkinder. Gruppengröße, Betreuungszeiten, Kosten und Co. – wo die Unterschiede zwischen Hort, Krippe, Kita, Tagesmutter und Eltern-Kind-Initiative – liegen, erfährst du in unserem Ratgeber zu Kinderbetreuung.

      Worauf sollten Eltern bei der Kita-Auswahl besonders achten?

      Keine Frage: In vielen Städten, gerade den Metropolen, ist die Betreuungsplatzsituation enorm zugespitzt. Viel zu viele Suchende treffen auf viel zu wenige Betreuungsplätze. Da ist die Versuchung groß – gerade dann, wenn der Betreuungsdruck hoch ist –, einfach den Platz zu nehmen, den man zugeteilt bekommt. „Ich kenne das aus eigener Erfahrung und habe dafür größtes Verständnis“, sagt Bindungsexpertin Nora Imlau. Gleichzeitig warnt die Bestsellerautorin: „Gerade wenn wir uns die Kita nicht selbst aussuchen können, sind wir als Eltern besonders in der Pflicht, genau hinzuschauen: Geht es unseren Kindern in der Fremdbetreuung wirklich gut?“

      Wer die Wahl zwischen verschiedenen Einrichtungen hat, dem rät die Bindungsexpertin, einen Kennenlerntermin vor Ort zu vereinbaren, um selbst zu erleben, wie der Alltag in der Kita aussieht, wie sauber und sicher, aber eben auch kindgerecht, kreativ und ansprechend die Räumlichkeiten gestaltet sind. Aus Sicht von Nora Imlau die wichtigste Frage: Wie geht das Personal mit den Kindern um? „Dessen Feinfühligkeit entscheidet letztlich über alles. Wer feinfühlig ist, kann eine Bindung zu einem Kind aufbauen, der kann es trösten und es in herausfordernden Situationen emotional auffangen.“

      Weitere wichtige Fragen, die ihr vorab klären und mit eurem persönlichen Bauchgefühl verhandeln solltet: Wie hoch ist der Betreuungsschlüssel in eurer Wunschkita? Also:

      • Um wie viele Kinder muss sich jeder einzelne Erzieher kümmern?
      • Wie verläuft in der jeweiligen Einrichtung die Eingewöhnungsphase?
      • Auf welches Eingewöhnungsmodell wird dort gesetzt?
      • Wie offen und rege ist der Austausch zwischen Eltern und Erziehern?
      • Wie flexibel lassen sich Buchungszeiten anpassen?
      • Gibt es womöglich eine App oder eine aktive WhatsApp-Gruppe, die den Eltern wenigstens eine kleine Chance gibt, am Alltag des Kindes in der Fremdbetreuung teilhaben zu können?

      Auch das pädagogische Konzept – das z. B. Schwerpunkte auf Naturerleben oder Sprachentwicklung setzen kann – ist für euch womöglich ein ausschlaggebender Grund, einer Kita letztlich den Vorzug zu gewähren. Habt ihr eure Wunscheinrichtung gefunden, steht einer Bewerbung nichts mehr im Wege.

      Tipps für den Kita Start

      Wie bewirbt man sich um einen Platz in der Wunschkita?

      Anmeldeformular ausfüllen, abschicken, Platz ergattern? Nicht immer ist der Weg zum Kita-Platz so einfach, schnell durchschaubar und leicht (bzw. erfolgreich) umzusetzen. Gerade in Großstädten sind Bewerbungsplattformen, auf denen ihr euch für gleich mehrere Einrichtungen gleichzeitig bewerben könnt, eher die Regel denn die Ausnahme. Ausgang bis zum Stichtag: ungewiss.

      Tipp: Informiert euch so früh wie möglich, bestenfalls sogar schon während der Schwangerschaft, wie die Platzvergabe in eurer Kommune geregelt ist, und bewerbt euch entsprechend zeitig.

      Immer eine gute Idee: die Wunschkita direkt zu kontaktieren und zu erfragen, wann es mal wieder einen Nachmittag der offenen Tür gibt. So bringt ihr euch vielleicht durchs Hintertürchen auf einen aussichtsreichen Wartelistenplatz. Außerdem ist es hilfreich, wenn ihr für euch frühzeitig eine Entscheidung getroffen habt: An wie vielen Tagen und für wie viele Stunden möchtet ihr euer Kind idealerweise in die Kita geben?

      Kita-Eingewöhnung: Wie gelingt der Start?

      Ihr habt einen Kita-Platz? Herzlichen Glückwunsch! Vielleicht konntet ihr im Vorfeld bereits einige Fragen zur Eingewöhnung eures Kindes klären. Doch wenn es dann wirklich losgeht, stellen sich viele Eltern die Fragen, wie die ersten Wochen als frisch gebackene Kita-Eltern eigentlich in der Praxis ablaufen. Ab wann wird der Gang in die Kita – inklusive Abschied von den Eltern – für die Kinder zur Gewohnheit, auf die sie sich im besten Fall sogar freuen? Wie gestaltet das Erzieher-Team vor Ort diese Zeit? Was müssen wir als Eltern beachten und worauf sollten wir vorbereitet sein? Und über allem steht die Frage: Ab wann ist unser Kind denn so richtig eingewöhnt?

      Wie funktionieren das Berliner und das Münchener Eingewöhnungsmodell?

      Es gibt zwei Kita-Eingewöhnungsmodelle, die sich in Deutschland etabliert haben: das Berliner und das Münchener Modell. Beide haben das Ziel, dem Kind einen möglichst sanften, schrittweisen Übergang von der 1:1-Betreuung durch die Eltern hin zur Fremdbetreuung durch die Erzieher in der Kita zu ermöglichen. Die Hauptrollen spielen in beiden Modellen euer Kind, ihr Eltern und der bzw. die sogenannte Bezugserzieher/-in, der oder die eurem Kind (und euch) zum Start des Kita-Alltags als konstante Begleitperson zur Seite steht. Experten raten außerdem dazu, dass – falls möglich – nur ein Elternteil das Kind eingewöhnt. Zwischen beiden Eingewöhnungsmodellen gibt es Unterschiede:

      Das Berliner Modell

      Das Berliner Modell legt den Fokus auf den schrittweisen Bindungsaufbau und ist meist in fünf Phasen gegliedert:

      • Phase 1, die „Kennenlernphase“, in der sich Eltern, Erzieher („Bezugsperson“) und Kind zunächst bei einem Kennenlernnachmittag in den Räumlichkeiten der Kita „beschnuppern“.
      • In Phase 2, der „Grundphase“, den ersten Tagen des Kita-Starts, begleitet dann ein Elternteil das Kind in der fremden Umgebung im Kita-Alltag (Dauer: ca. 1 ¬–3 Tage).
      • Hat das Kind eine erste Bindung zu seiner Bezugsperson aufgebaut, beginnt Phase 3, die „Trennungsphase“ – meist rund um den vierten Tag der Kita-Eingewöhnung. In dieser Phase bleiben die Eltern nach einer kurzen Verabschiedung aber noch in der Nähe (z. B. im Nebenraum), um im Zweifelsfall zur Seite stehen zu können.
      • Dann folgt Phase 4, die „Stabilisierungsphase“, in der das Kind Vertrauen in die neue Bezugsperson gewinnt und gemeinsam mit ihr das neue Umfeld Kita erkundet.
      • In Phase 5, der „Abschlussphase“, wird die Eingewöhnung abgeschlossen – in der Regel ist dies nach zwei bis vier Wochen der Fall. Das Kind ist jetzt eingewöhnt, es hat eine stabile Bindung zu seiner Bezugsperson aufgebaut und fühlt sich in der Kita wohl. Das Kind akzeptiert nun, dass die Bezugsperson auch mal für kurze Phasen aus dem unmittelbaren Umfeld des Kindes verschwindet. 

      Das Münchener Modell

      Das Münchener Modell ist eine Weiterentwicklung des Berliner Modells. Größter Unterschied: Die Kennenlernphase, in der das Kind im Beisein eines Elternteils den Kita-Alltag zunächst einmal kennenlernt, dauert oft mindestens eine ganze Woche. Deshalb fällt die Durchschnittsdauer der Eingewöhnung hier deutlich länger aus als beim Berliner Modell: Rechnet mit etwa vier bis sechs Wochen. Für das Kind ist die ausgedehnte Kennenlernzeit eine tolle Chance, erste soziale Kontakte zu knüpfen und die anderen Kinder in ihren Interaktionen und Handlungen als Gruppe zu beobachten. Die Eltern sind die ganze Zeit dabei.

      Ab Woche 2 übernimmt die Bezugsperson in der Kita zunehmend einen aktiveren Part: Sie bietet sich als Spiel- und Entdeckungspartner an, wird aber dabei immer noch von einem Elternteil begleitet, der dem Kind durch seine Anwesenheit Sicherheit schenkt.

      Etwa zwei Wochen später beginnt die „Vertrauensphase“, in der der Elternteil eine immer passivere Rolle einnimmt. Die erste Trennung erfolgt, wenn das Kind alleine und ohne Kontaktversuche zu seinem anwesenden Elternteil spielt oder die Bezugserzieher als Interaktionspartner annimmt. Darüber hinaus legt das Münchener Modell großen Wert darauf, die Eltern in der Eingewöhnung fest einzubeziehen: Sie stehen im regelmäßigen Austausch und können so ihre Beobachtungen, Bedenken und Wünsche teilen, um so die bestmögliche Unterstützung für das Kind zu ermöglichen.

      Wie lange dauert die Eingewöhnung in die Kita?


      Wie lange die Eingewöhnung in einer Fremdbetreuung dauert, hängt maßgeblich vom Kind und natürlich auch von dem Eingewöhnungsmodell ab. Manche Kinder leben sich ratzfatz im neuen Umfeld ein, sodass die Eingewöhnungsphase verkürzt werden kann. Anderen Kindern fällt es etwas schwerer.

      Es gibt durchaus Kinder, die ein halbes Jahr brauchen, bis sie wirklich angekommen sind“, weiß Bindungsexpertin Nora Imlau. Mit etwa vier bis sechs Wochen solltet ihr in jedem Fall rechnen. Dieses großzügige Zeitfenster setzt euch und euer Kind weniger unter Druck, als darauf zu hoffen, dass auch drei Wochen sicher genügen werden. Das Eingewöhnungs-Zeitfenster großzügig zu setzen, ist auch deshalb eine kluge Idee, weil der Kita-Start nicht selten mit den ersten Krankheiten des Kindes verbunden ist.

      „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man mit einem Kita-Platz keine Betreuungsprobleme mehr hat“, weiß Nora Imlau. „Man muss sich als Eltern drauf einstellen, dass das Kind immer wieder krank ist, ebenso wie man selbst. Manchmal hat das Kind auch einen schlechten Tag. Meistens wird das zweite Jahr in der Fremdbetreuung dafür dann deutlich leichter und normaler.“

      Wie sollten sich Eltern bei der Eingewöhnung verhalten?


      Vielleicht fragt ihr euch auch, welche Rolle ihr als Eltern während der Eingewöhnung spielt und wie ihr euch in diesen Wochen verhalten sollt. Je nach Modell (und eventuell auch je nach Kita) kann dies nämlich unterschiedlich aussehen – daher solltet ihr Fragen und Erwartungen offen ansprechen. Auch wenn es zunächst schwerfällt – schließlich wart ihr als Eltern in den ersten Lebensmonaten Bezugsperson und auch Spielgefährte Nummer eins für euer Kind – ist es wichtig, dass ihr euch generell eher zurücknehmt, damit euer Kind eine Bindung zu seiner Bezugserzieherin, bzw. seinem Bezugserzieher aufbauen kann.

      Das heißt nicht, dass ihr euer Kind wegschicken sollt, wenn es zu euch kommt. Aber ihr solltet euch generell eher passiv verhalten, solange ihr noch mit im Gruppenraum sitzt. Manche Kinder möchten erst mal noch bei ihren Eltern auf dem Schoß sitzen und dort sicher das Geschehen beobachten. Andere sind eher Draufgänger, die sich direkt von den Erziehern mitreißen lassen. Für sie reicht es, sich ab und an zu versichern, ob ihre Eltern noch da sind. Wichtig ist es, die Kinder nicht zu drängen.

      Sobald die ersten kurzen Trennungen anstehen, sollten diese als bewusster kurzer Abschied gestaltet werden – also bitte nicht heimlich rausschleichen! Kommuniziert klar und deutlich: Ich gehe kurz nach draußen, bin aber gleich wieder da. So weiß das Kind: Mama oder Papa kommt wieder – denn Abschied und Wiederkehr gehören zusammen. Wenn Kinder in Abschiedssituationen während der Eingewöhnung sehr weinen und sich kaum beruhigen lassen, sollte der Prozess der Eingewöhnung noch einmal einen Schritt zurück gehen. Dann bleiben die Eltern wieder länger in Sichtweite ihrer Kinder. Den Abschied erleichtern können auch kleine Rituale. Etwas größere Kinder können ihre Eltern zur Tür „herausschubsen“, kleinere gehen mit ihren Bezugserziehern zum „Winkefenster“, um sich dort von ihren Eltern zu verabschieden.

      So gelingt die Eingewöhnung in der Kita

      Inwiefern kann die frühkindliche Entwicklung von der Fremdbetreuung profitieren?

      Auch wenn bei vielen Eltern vor dem Start in die Fremdbetreuung die Sorge überwiegt, ihr Kind könne durch diese Veränderung und die nicht mehr permanent verfügbare Nähe der Eltern Schaden nehmen: Die Bindungsforschung zeigt, dass die frühkindliche Entwicklung – insbesondere nach dem ersten Geburtstag, bis dahin empfiehlt die Bindungsforschung eine 1:1-Betreuung – durchaus profitieren kann. Das gilt insbesondere für die soziale und emotionale Entwicklung des Kleinkindes. Denn im gemeinsamen Spiel mit anderen Kindern bekommt es die Möglichkeit, frühzeitig soziale Fähigkeiten zu entwickeln und mit Gleichaltrigen zu interagieren.

      Kita- bzw. Krippenkinder lernen früh, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, Konfliktstrategien zu entwickeln, aber eben auch erste Freundschaften zu schließen. Und auch der Kontakt mit verschiedenen Betreuern innerhalb der Einrichtung fördert ihre soziale Kompetenz. Darüber hinaus zeigt die Wissenschaft, dass das Umfeld Kita oft einen positiven Einfluss auf die Sprachentwicklung der Kinder nimmt: Ob durch Lieder, Geschichten oder Gespräche mit ihren Erziehern sowie den anderen Kindern erweitern sie meist schnell ihren Wortschatz. Nicht zuletzt schenkt der strukturierte Tagesablauf – vom Morgenkreis über das Gruppenfrühstück bis hin zu gemeinsamer freier Spielzeit und dem Mittagessen – vielen Kindern Sicherheit und damit einen Raum, in dem sie sich optimal entfalten können: körperlich, kognitiv, aber auch kreativ.

      „Oft haben die Betreuer ganz andere Interessen und Leidenschaften als die Eltern. Für Kinder ist das unglaublich bereichernd“, weiß Bindungsexpertin Nora Imlau, die im Interview am Ende dieses Artikels auch erklärt, wie das Bindungsverhalten in der Fremdeinrichtung profitieren kann. So weit die Theorie. Ob sich ein Kind in der Kita wirklich gut entfalten kann, hängt dabei ganz wesentlich von dem Personal, der Einrichtung und dem Betreuungsschlüssel ab. „Müssen sich Erzieher um zu viele Kinder gleichzeitig kümmern, ist es kaum möglich, alle Kinder feinfühlig aufzufangen“, sagt Nora Imlau.

      Was hilft Eltern, gut durch die emotionale Zeit der Eingewöhnung zu kommen?

      Das Wertvollste, was man hat, „einfach so“ in fremde Hände geben? Für viele Eltern ist der Start ihres Kindes in einer Fremdbetreuung mindestens so emotional herausfordernd wie für ihr Kind selbst. Wie so oft im Leben hilft gute Vorbereitung: Je besser ihr darüber Bescheid wisst, was an den einzelnen Tagen der Eingewöhnung auf euch und euer Kind zukommt, umso besser seid ihr gewappnet und umso sicherer könnt ihr euer Kind begleiten. Deshalb veranstalten Kitas, Krippen und Co. vor dem Start der Eingewöhnungsphase in der Regel einen Kennenlernnachmittag: An diesem bekommen die Eltern und das Kind gemeinsam die Chance, jenseits des normalen Kita-Betriebs die Räumlichkeiten und das Kita-Personal kennenzulernen und ihre Fragen zu stellen.

      Gerade für den Elternteil, der die Eingewöhnung nicht begleiten wird, ist das eine tolle Chance, sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen. Bereits hier, aber noch viel mehr im Eingewöhnungsalltag, kann es enorm hilfreich sein, wenn ihr als Eltern Vertrauen ausstrahlt: in die Erzieher, aber auch in euer Kind. Nach dem Motto: Das ist ein Neufanfang für uns alle. Aber wir werden das hier gemeinsam gut hinbekommen.

      • Denkt daran: Eure Mimik und Stimmlage kommen auch schon bei den Allerkleinsten an: Ein Lächeln, ein herzliches Wort, ja, eine insgesamt angenehme Stimmung bei der Begrüßung am Morgen kann Wunder bewirken.
      • Nutzt zudem die Momente, in denen ihr das Kind übergebt, um ein vertrauensvolles, gutes Verhältnis zu den Erziehern aufzubauen, denen ihr euer Kind anvertraut.
      • Auch wenn es vielleicht nicht immer leichtfällt: Versucht, den für euch alle unbekannten, neuen Situationen möglichst aufgeschlossen und positiv zu begegnen.
      • Bemüht euch um Geduld – mit den eigenen genauso wie mit den Emotionen des Kindes – und versucht, den gesamten Eingewöhnungsprozess sprachlich zu begleiten. Also euer Kind auf die neuen Situationen vorzubereiten, es nach seinen Emotionen (etwa nach den ersten Trennungsmomenten) zu befragen, aber eben auch Vorfreude auf den nächsten Tag zu wecken. Wenn doch einmal Tränen fließen, lasst diese zu. Nach der intensiven Begleitung eures Kindes in den ersten Babymonaten ist es völlig normal, dass Trennungen emotional sein können.

      Versprochen: Es wird sich schon sehr bald alles etwas leichter und selbstverständlicher anfühlen. Tut es das nicht, geht unbedingt in den Austausch mit den Erziehern.

      “Fremdbetreuung und Bindungsorientierung sind kein Widerspruch.“

      Gibt es aus Sicht der Bindungsforschung einen optimalen Zeitpunkt für den Start in der Fremdbetreuung? 

      Aus den Ergebnissen der Bindungsforschung lässt sich ableiten, dass das erste Lebensjahr für Kinder ein wichtiger Zeitpunkt ist, um eine 1:1-Betreuung zu erfahren: Optimal wäre ein Erwachsener, der sich um das Kind kümmern und eine Bindung zu ihm aufbauen kann. Ab dem zweiten Lebensjahr kann man ein Kind aber gut und „ohne Schaden“ in außerfamiliäre Betreuungssettings wie Kita oder Tagespflege eingewöhnen, da es dann so weit ist, dort eigenständige Bindungsbeziehungen mit den Betreuungspersonen aufzubauen. Leider ist es aber so, dass nur etwa zehn Prozent aller Einrichtungen hierzulande eine so hohe Bindungsqualität bieten können, dass Eltern mit gutem Gewissen sagen können: „Unsere Kinder sind da bestens aufgehoben.“

      Meinst du den Betreuungsschlüssel? 

      Auch, aber das Allerwichtigste ist die Feinfühligkeit der Bindungspersonen in der Einrichtung. Wie feinfühlig sind die Tageseltern oder Erzieherinnen und Erzieher? Können sie die Signale der Kinder, die ja oft noch nicht sprechen können, lesen und adäquat reagieren? Aus der Feinfühligkeit ergibt sich für mich alles: Damit kann man Eingewöhnung so gestalten, dass ein Kind Bindungssicherheit entwickelt. Mit Feinfühligkeit kann man es in Krisensituationen auffangen und wer feinfühlig ist, wird ein Kind nicht für seine emotionalen Reaktionen bestrafen. Natürlich spielt der Betreuungsschlüssel da aber mit hinein: Selbst für die feinfühligste Person ist es unmöglich, auf mehr als vier oder fünf Kinder gleichzeitig feinfühlig zu achten. Es ist leider ein großes Problem im Betreuungskontext, dass viele Erzieher hierzulande so überlastet sind, dass der Stresspegel extrem hoch ist und die Feinfühligkeit automatisch sinkt.

      Was also empfiehlst du Eltern vor der Bewerbung für einen Betreuungsplatz?

      Sie sollten einen Kennenlerntermin vereinbaren – wenn möglich im laufenden Betrieb, um selbst zu erleben: Wie sind die Interaktionen vor Ort? Etwa: Wird ein weinendes Kind auf den Arm genommen? Meine Erfahrung: Als Eltern entwickelt man da schnell ein Bauchgefühl, ob es ein Ort ist, an dem es dem Kind gutgehen wird.

      "Was für mich wichtig ist: Eltern sollten sich keine Vorwürfe machen, wenn sie die Kita nicht auswählen können."

      Nora Imlau | Autorin und Bildungsexpertin

      In vielen Städten sind Kita-Plätze Mangelware. Da muss man froh sein, überhaupt einen Platz zu bekommen. 

      Ja, da ist es fast schon zynisch zu raten, worauf man bei der Kita-Wahl achten sollte. Viele Eltern sind froh, nicht mit leeren Händen dazustehen und hoffen einfach das Beste. Ich habe großes Verständnis dafür, zumal ich es selbst so erlebt habe: Als wir damals in Leipzig wohnten, haben wir auch erst mal genommen, was wir bekommen konnten.

      Was für mich wichtig ist: Eltern sollten sich keine Vorwürfe machen, wenn sie die Kita nicht auswählen können. Gleichzeitig sind sie aber dazu verpflichtet – egal wie hoch der Betreuungsdruck ist –, aufmerksam zu bleiben und zu prüfen: Geht es meinem Kind da wirklich gut? Verändert es sich? Vielleicht sind weniger Stunden Fremdbetreuung besser für das Kind. Vielleicht ist die Betreuung aber auch so inakzeptabel, dass man sich dazu entscheiden muss, den Platz abzugeben und den Träger darauf hinzuweisen: „Da läuft etwas nicht!“ Das sind wir den Kindern schuldig.

      Wie schädlich ist es für das Bindungsverhalten, wenn die Betreuung außer Haus nicht ganz optimal läuft? 

      Es gibt Studien, die zeigen, dass selbst Kinder, die viele Stunden in Betreuung sind, in ihrer Bindungsqualität trotzdem entscheidend von ihrem Zuhause geprägt werden: Selbst wenn sie acht Stunden oder mehr außer Haus sind, verbringen sie immer noch die meiste Zeit mit ihren Eltern, ihren primären Bindungspersonen, die für die Entwicklung ihres Selbstbildes von besonderer Bedeutung sind.

      Anders gesagt: So lange im Elternhaus eine gute Basis herrscht, stecken Kinder auch semi-optimale Betreuungssettings meist gut weg, weil sie ein so starkes Urvertrauen mitbekommen haben, dass sie nicht so leicht zu erschüttern sind. Wenn mittelgute bis schlechte Kitas aber auf eine unsichere Bindungsbeziehung zu Hause treffen, ist das dramatisch: Dann fühlt sich das Kind nirgendwo sicher.

      Siehst du in der Fremdbetreuung aus Bindungssicht auch eine Chance? 

      Absolut! Es gibt ganz tolle Kitas und unglaublich engagierte pädagogische Fachkräfte, die für die Kinder eine großartige Bereicherung in ihrem Leben bedeuten. Oft haben sie andere Interessen und Temperamente als wir Eltern, machen Dinge, die wir nicht gerne machen wollen oder können, und erschließen ihnen so neue Welten. Das kann eine ganz große Chance für Kinder sein.

      Ich spreche in meinem Buch „In guten Händen“ von einem „Bindungsnetz“, das Kinder aufbauen können – eines, in dem sie wirklich das Gefühl haben: Ich habe nicht einen Fixpunkt auf der Welt, sondern ein ganzes Netz an Menschen, die es gut mit mir meinen. Das ist eine ganz bestärkende Erfahrung für Kinder.

      Hast du sonst noch einen Tipp für Eltern, die gerade vor der Frage stehen: „Jetzt schon in die Kita oder lieber noch warten?“

      Was aus meiner Sicht wichtig ist: Dass Eltern, die die Wahl haben, ob sie ihr Kind „jetzt schon“ in die Kita geben möchten, einmal sich selbst und ihr Kind anschauen und sich ehrlich fragen: Wollen wir das? Sehen wir einen Benefit durch die Betreuung außer Haus oder fühlen wir uns durch unser soziales Umfeld zu dieser Entscheidung gedrängt? Da sollte man in den Austausch gehen: Was würden wir für uns und unser Kind als den besten Weg erachten? Ganz klar: Ihr seid keine Rabeneltern, wenn ihr euer Kind mit einem Jahr in die Kita bringt. Aber genauso wenig seid ihr eine Glucke, wenn ihr das zu einem späteren Zeitpunkt tut. Ganz wichtig auch: Wie geht es euch selbst damit? Seid ihr noch gerne zu Hause oder habt ihr das Gefühl, ihr bräuchtet mal wieder neue Impulse?

      Ganz viele Eltern haben diese Wahl nicht und sind auf einen frühen Kita-Platz angewiesen. Dann ist es aus meiner Sicht wichtig, sich darüber nicht den Kopf zu zermürben, sondern sich selbst zu sagen: „Okay, so ist es jetzt nun einmal.“ Und dann nach vorn zu schauen: „Wie kriegen wir das am besten gemeinsam ans Laufen?“ Es ist total wichtig, statt in Schuldgefühlen zu verharren zurück in eine Selbstwirksamkeit zu gelangen und herauszufinden: Wie können wir es als Eltern möglich machen, die Bindungstanks gut aufzufüllen, das Kind gut einzugewöhnen und den Alltag so zu gestalten, dass es uns allen gut damit geht?

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